Tibet: Kultur, Tradition, überwältigende Natur


Mit der Lhasabahn auf das Dach der Welt und weiter bis zum Kailash in West-Tibet für die Kora um den heiligen Berg der Buddhisten

Am 27.05.2012 ist unsere 6er Gruppe wieder wohlbehalten am Flughafen Frankfurt eingetroffen.

Hinter uns lagen knapp 3 Wochen einer sehr erlebnisreichen Reise durch Tibet, bei der u.a. auch der Kailash umrundet wurde. Begonnen hatte die Reise schon gleich mit einem technischen wie auch landschaftlichen Höhepunkt. Wir hatten uns entschieden die Anreise nach Lhasa mit der Bahn zu machen. Knapp 1000 km der 1142 km langen Gesamtstrecke von Golmud nach Lhasa verlaufen in Höhen von mehr als über 4000 m.

Unschwer läßt sich wohl vorstellen, wie die Landschaft aussieht, die vor den Zugfenstern vorüberzieht. Die Reise in den bequemen 4 Bettabteilen („Softsleeper“ genannt) ist durchaus angenehm. Im Speisewagen dagegen geht es eher rustikal zu, was vielleicht nicht „Jedermanns Sache“ ist. Es empfiehlt sich daher vielleicht die Mitnahme von „Snacks“ z.B. in Form der chinesischen Nudelsuppe. Auf jeden Fall sollte man eine Tasse und einige Teebeutel mitnehmen. Das macht das Reisen wesentlich komfortabler.

Nachdem wir einige Rekorde, wie den höchsten Scheitelpunkt einer Bahnstrecke der Welt, den höchsten Tunnel und den höchstgelegenen Bahnhof der Welt passiert haben, erreichten wir am Abend die 3600 m hoch gelegene Stadt Lhasa, den Stützpunkt für die kommenden Tage.

Daß Lhasa nach wie vor eine große religiöse Bedeutung für die Tibeter hat, spürt und sieht man gleich an den immerwährenden „Koras“, d.h. an den Prozessionen um den Potala und den Jokhang, den beiden wichtigsten Palästen der Stadt. Beeindruckt nehmen wir zur Kenntnis wie viele Tibeter ihre tiefe religiöse Demut in der Form der Niederwerfung zum Ausdruck bringen.

Selbstverständlich stehen die Besichtigung des Potala und des Jokhang auf dem Programm des ersten Tages. Sehr viele weitere Klöster werden die nächsten Tage folgen, was zugegeben einen „Westler“ auch manchmal etwas ermüden kann. Auch „weltliche Genüsse“ kommen in Lhasa nicht zu kurz, findet man doch auf den Speisekarten der lokalen Köstlichkeiten aus der tibetischen, indischen und nepalesischen Küche.

Beim Kloster Ganden, Ausgangspunkt der Trekkingstrecke Ganden – Samye, entschließen wir uns spontan vor dem Klosterbesuch für eine Kora (Umrundung) und machen eine erste Erfahrung mit körperlicher Betätigung in knapp 5000 m Höhe – atemberaubend. Schnell schalten wir einen Gang zurück, aber unser Guide Tupten ist Tibeter und weiß somit nicht nur alles über Dalai- und Panchen-Lamas, sondern zeigt uns auf diesem Weg auch den Platz für die nach wie vor üblichen Himmelsbestattungen. Ein Besuch im „Klosterrestaurant“ rundet diesen Tag ab.

Den Tag danach verlassen wir Lhasa und besuchen die Städte Gyantse und Shigatse. Wiederum steht der Besuch von Klöstern im Vordergrund unserer Tagesprogramme.

Von den Landschaften sehr beeindruckend sind die hohen Päße, einige über 5000 m Höhe und Seen wie z.B. der Yamdrok See.

Nach Shigatse sollte man sich darauf einstellen, dass Restaurants und Unterkünfte wesentlich einfacher werden.

Nach Shigatse machen wir uns auf zum Mt. Everest (Qomo Lang Ma), erreichen einen weiteren Paß über 5000 m und sehen sie dann zum ersten Mal vor uns, das unglaubliche Panorama von vier 8000er, die auf der Grenze Tibet – Nepal liegen, darunter der höchste Berg der Erde.

Von links sind das der Makalu der Lhotse der Everest und der Choo Oyu.

Später wird noch die Shisapangma hin zu kommen die aber allein in Tibet liegt. Wir haben den ganzen Nachmittag herrliche Sicht zum Everest und erreichen in guter Zeit und per Pedes das Everest BC über welches wir nicht hinausdürfen. Auf der Gletschermoräne befinden sich die gelben Expeditionszelte von wo aus sich nach ca. 4-6 Wochen Akklimatisierung die Berechtigten aufmachen, den höchsten Berg der Erde zu besteigen.

Auf dem Rückweg besuchen wir noch das fast „stillgelegte“ Original Rongbuk Kloster in welchem nur ein einziger Mönch verblieben ist. Die anderen haben es vorgezogen, ihre Meditationen an einem etwas tiefer gelegenen und damit wärmeren Ort auszuüben.

Wir spüren dann kurz vor dem Kloster noch eine kleine Herde Blue Sheep auf, erreichen dann unser „Guesthaus“ für die heutige Nacht etwas erschöpft aber glücklich.

Es folgt eine landschaftlich außerordentlich beeindruckend „off road“ Fahrt bevor wir die Hauptstrecke zum Kailash erreichen. Am Abend des zweiten Tages können wir ihn bei einem ersten Stopp am Manasarovar See kaum in den Wolken erkennen. Wird das Wetter umschlagen? Wir beziehen bald darauf unser Quartier am See. Die Toilette, natürlich nicht im Haus gelegen und ohne Dach, bietet dann am Abend doch wieder einen freien Blick zum Kailash. Am nächsten Tag steht uns nur eine kurze Etappe nach Darchen bevor und so können wir eine schöne Wanderung am Seeufer entlang machen und spüren dabei verschiedene Vogelarten auf. Darchen der Ausgangspunkt für die Kora um den Kailash ist zwar wenig attraktiv für eine längere Pause aber unser Guide benötigt die Zeit um alles für das Trekking vorzubereiten.

Am nächsten Tag geht es los, zur Unterstüzuung erhalten wir zwei Träger und so müßen wir kaum mehr als etwas persönliches Gepäck tragen. Leider hat es mit Yaks statt Trägern nicht geklappt, aber unser Guide meint, man habe ihm keine Tiere empfohlen, da der Weg am Drömla Paß noch zu viel Schnee hat.

Am ersten Abend werden wir in einem Guesthaus direkt am Fuße der Nordwand des Kailash übernachten und wenigstens der Blick ist fantastisch und der Sternenhimmel auch, sogar die MiIchstraße ist sichtbar.

Am nächsten Tag folgt die „Königsetappe“ und wir erreichen am Drömla La immerhin so ca. 5630m Höhe aber das schaffen Tibeterinnen in durchaus fortgeschrittenen Alter und mit leichten Turnschuhen. Wieder einmal sind wir beeindruckt.

Trotzdem sind wir froh, dass wir alle so gut durchkommen sind und das ganze ohne Probleme schaffen, das ist einfach fantastisch.

Tiefgläubige Tibeter umrunden den Kailash auch mit Niederwerfungen nur mit einer schweren Schürze und Badeschlappen o.ä. an den Händen geschützt. Nach der zweiten Nacht und fast am Endpunkt angelangt, fragt unser Guide sich Niederwerfende, wie lange sie sich bereits auf der Kora befinden und die Antwort ist 25 Tage. Obwohl man diese Antwort so in etwa erwartet hat, kann man es kaum glauben und man fragt sich, wie diese Leute die kalten Nächte draußen am Berg überstehen?

Zurück in Darchen bringen wir an diesem Tag noch die Strecke bis Saga hinter uns, denn immerhin ist der Kailash knapp 1300 km von Lhasa entfernt. Somit sind wir mit der Rückfahrt noch fast zwei ganze weitere Tage beschäftigt. Das stört uns aber nicht weiter, denn noch einmal genießen wir die Fahrt durch faszinierende Landschaften.